Festgottesdienst unter blauem Himmel auf der Quernst
Von einem strahlend blauen weiten Himmel lachte die fröhliche Herbstsonne und erheiterte die Gemüter vieler, vieler Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben. Mit vielen Ehrengästen gab es viel zu feiern und viel zu freuen, an diesem spätsommerlichen Sonntag – und viel Musik, beim Festgottesdienst 20 Jahre „Freunde der Quernst“.
20 Jahre ist es her, als in der inzwischen abgebrannten Helgelandhalle vier Freundinnen und 25 Freunde die „Freunde der Quernst e.V.“ gründeten. Es war das Ziel dieser leidenschaftlich bunten Vereinigung auf der vom Sturm freigelegten Quernsthöhe ein Kirchlein zu bauen, lange bevor es den Nationalpark gab, die Anhöhe zu hegen und zu pflegen und auch historisch ihre Bedeutung zu dokumentieren.
Seit dem 1. Advent 2006 steht das Kirchlein auf der Höhe inzwischen im Nationalpark Kellerwald-Edersee, der es seinerseits bis zum Weltnaturerbe gebracht hat. Was für eine steile Karriere, die sich niemand hat vorstellen können. Wie die bald 50 Gästebücher belegen, besuchen Menschen aller Nationalitäten und Kontinente und aller Religionen diesen Ort. „Dort, wo sich Gott zeigt, dort, wo sich Gott leichter finden läßt, dort ist ein Heiliger Ort, wie bei Mose am Berge Horeb, wo sich Gott im brennenden Dornbusch offenbart. Die Quernst ist ein solcher Ort, das erzählen Menschen in allen Lebenslagen immer wieder!“ bemerkte Pfarrer Harald Wahl in seiner Festpredigt.
Schon zu Beginn des Gottesdienstes durfte der Geistliche das 100. Vereinsmitglied begrüßen, Horst-Werner Bornkessel aus Frankenau. Den fröhlichen Gottesdienst mit viel Musik gestaltete der Evangelische Posaunenchor Frankenau. Der Partnerschaftschor Frankenau – Die war wenige Tage vor seiner Reise in die südfranzösische Partnergemeinde mit erbaulichen Liedbeiträgen auch zu Gast. Einen besonderen Auftritt hatten die Jungbläser, die fleißig geübt ihr erstes Lied zur großen Freude der Gemeinde vortrugen.
Nach dem Schlußsegen war es dann soweit. Nach Dankesworten von Bürgermeister Manuel Steiner gab der langjährige Vorsitzende Rainer Lange den Staffelstab an Dr. Reinhard Kubat weiter, den allerersten und nun wieder amtierenden 1. Vorsitzenden der „Freunde der Quernst“. In seiner Dankesrede blickte er auf die Entstehungsgeschichte von Verein mit Bau der Kapelle zurück und würdigte den mit seiner Familie anwesenden Architekten Manfred Quehl, dem ein symbiotisches Meisterwerk zwischen Natur und Architektur gelungen sei.
Staffelübergabe und strahlende Gesichter: Der langjährige Vorsitzende Rainer Lange (links im Bild) gibt die Staffel weiter an den neuen 1. Vorsitzenden Dr. Reinhard Kubat und freuen sich über kunstvoll gebundene Herbstblumen, die Pfarrerin Henriette Quapp-Wahl mit herzlicher Umarmung überreicht hat.
Offensichtlich hat man als Pfarrer alle Hände voll zu tun! Da lachen nicht nur die beiden 1. Vorsitzenden und ihre Pfarrerin, da schmunzeln im Hintergrund auch Glöckner Heiko Backhaus und Posaunenchorleiterin Daniela Caspar.
Danach wurde eine von den Freunden der Quernst entworfene und an dem Eingang der Kapelle angebrachte Informationstafel enthüllt, die sich wesentlich den Forschungserkenntnissen von Dr. Sippel, dem ehemaligen Leiter des Amtes für Bodenkunde und Denkmalpflege aus Marburg, verdankt. Der vollständige Text ist auch auf der homepage www.ev-ki-online.de/Unsere Kirchen/die Quernstkapelle abgedruckt. Hier finden Sie den Text: Text Infotafel
Der nächste Gottesdienst auf der Quernst findet an Christi Himmelfahrt, den 9. Mai 2024, um 11 Uhr mit Pfarrerin Henriette Quapp-Wahl und Probst Dr. Volker Mantey aus Marburg statt. Dann soll auch wieder die Gelegenheit zur Taufe bestehen. Musikalisch wirkt bei dem Gottesdienst die Alphorngruppe-Harmonie unter der Leitung von Hans-Werner Hausschild aus Bad Wildungen mit.
Text der neuen Informationstafel
Ouernstkirche
Stätte der Begegnung zwischen Mensch und Natur
Für die Menschen des mittelalterlichen Dorfes Quernhorst war die alte Kirche auf der Quernst einst ihre Dorfkirche. Zu der dortigen Pfarrei gehörten zusätzlich Altenlotheim und angeblich auch Frankenau und andere Orte der Umgebung. Rings um die Kirche lag der als Friedhof genutzte und mit einer Friedhofsmauer umgebene, ca. 50 x 40 m große Kirchhof. Dort beerdigten auch die Bewohner der Filialorte ihre Toten.
Quernhorst wurde vermutlich im 11. oder 12. Jahrhundert im Wege des mittelalterlichen Landausbaus gegründet. Die Lebensgrundlage der Menschen bildete die Landwirtschaft, von ihr zeugen noch heute Ackerterrassen in der Umgebung.
1236 - sowie 1265 und 1310 - wurde Quernhorst, der Pfarrer und die dem heiligen Thomas geweihte Kirche erstmals urkundlich erwähnt.
Quernhorst wurde im späten Mittelalter wegen einer Kälteperiode und der damit einher gehenden Wirtschafts- und Agrarkrise verlassen. Seitdem ist der ehemalige Siedlungsort eine Wüstung.
Ptarrei und Kirche Quernhorst bestanden in der Reformation noch bis 1527 fort. Aber schon 1528 hatte die Pfarrei Frankenau die Güter zu Quernhorst an sich gezogen.
Bis dahin wurde jährlich am 3. Mai an der Quernstkirche ein großer Jahrmarkt abgehalten.
Nach der Reformation zerfiel die Kirche. Ihre Mauern wurden als Baumaterial in den umliegenden Orten verwendet.
Nach 1884 wurde das Gelände der Wüstung Quernhorst - mittlerweile Triesch geworden - zum Hüten von Vieh genutzt. Die Flächen wurden dem preußischen Staat zugesprochen und bald darauf mit Fichten bepflanzt. Der daraus entstandene Wald fiel Ende Februar 1990 den Orkanen
„Vivian" und „Wiebke" zum Opfer.
Die durch den Sturm neu freigelegten Mauerreste des geschützten Bodendenkmals waren Anregung, in der Nähe wieder eine Kapelle zu errichten. Sie sollte an die alte Quernstkirche erinnern und den Wanderern im „Nationalpark Kellerwald-Edersee" eine Stätte der Einkehr bieten.
Dazu gründete sich im Juli 2003 der Verein „Freunde der Quernst e. V." Am ersten Advent 2006 wurde die an den Guten Hirten erinnernde Kapelle nach dem Entwurf des Architekten Manfred
Quehl aus Felsberg feierlich eingeweiht.
Seither kümmern sich die „Freunde der Quernst e. V." - ihrer Satzung entsprechend - darum, die kulturelle, kirchliche und historische Bedeutung des Areals der Quernst hervorzuheben und zu erhalten.
Die Freunde der Quernst e.V. freuen sich über Ihren Besuch!