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Von links nach rechts: Stadtkirche Frankenau, Quernstkapelle, Hugenottenkirche Louisendorf, Dorfkirche in Allendorf/Hardtberg,
Kirche in Obernburg, Bergkirche in Talitter, St.-Bartholomäus.-Kirche in Dorfitter

Wie eine liebende Umarmung Gottes

Samstag, 08. April 2023Frankenberger Allgemeine / Lokales

INTERVIEW - Pfarrer-Ehepaar Henriette Quapp-Wahl und Harald Wahl über die Bedeutung von Ostern

VON KLAUS JUNGHEIM

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Ein Kreuz mit angeklebten Sorgen und Ängsten von Kindern hält das Pfarrer-Ehepaar Henriette Quapp-Wahl und Harald Wahl. Es handelt sich um ein Element eines Kinderkreuzwegs. Das Bild im Hintergrund zeigt das letzte Abendmahl Jesu. Foto: Klaus Jungheim

Frankenau/Obernburg

Ostern ist das höchste Fest der Christen und das zentrale Ereignis ihrer Religion. Denn die Auferstehung Jesu begründet den Glauben an ein Leben nach dem Tod. 

In den aktuell komplex-schwierigen Zeiten sind insbesondere die Pfarrer als Ansprechpartner für viele Menschen gefragt. Stellvertretend sprachen wir mit einem Seelsorger-Ehepaar: Pfarrerin Henriette Quapp-Wahl (Frankenau – Allendorf/Hardtberg – Louisendorf) und Pfarrer Harald Wahl (Obernburg – Itter) berichten im Interview über möglichen Glaubensverlust in diesen Tagen, welche Bedeutung Ostern für sie hat, wie in ihrer Kirchengemeinde gefeiert wird und welche Rolle das Abendmahl für sie spielt.

Krisen, Krieg, Klimakatastrophe: Haben Sie inzwischen den Glauben an ein friedliches Leben verloren?

Harald Wahl: Krieg und Vertreibung, sprichwörtlich Mord und Totschlag – in diese Welt ist Jesus ja hineingeboren – in Israel, einem Landstrich zwischen den antiken Großmächten, wo es selten friedlich zuging. Das Kreuz selbst ist ja zunächst ein Zeichen von Unterdrückung, Folter und Tod – und genau dieses Symbol des Todes überwindet Jesus am Leidenstag, am Karfreitag. Zum Schächer am Kreuz, der sich zu ihm bekennt, sagt er wenige Augenblicke vor seinem Tod: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!“ Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen das Potenzial in sich tragen, in friedlicher Koexistenz miteinander zu leben. Ostern bereitet uns den Weg dahin. Das Kreuz ist für mich die Liebe Gottes in Jesus und das Leben.

Wie hilft Ihnen das Osterfest?

Henriette Quapp-Wahl: Der Glaube an die Auferstehung ist für mich das Allerwichtigste, ohne diese Hoffnung ist der Glaube nichts. Mitten im Leben spüren wir manchmal die Macht der Auferstehung. Ostern ist für mich die Überwindung des Todes, die Hoffnung auf das ewige Leben. Oft habe ich Aussegnungen mit der ganzen Familie. Da liegt der Verstorbene und dann beten wir, hören Trostworte aus der Bibel – und der Tod, dieses mächtigste Ereignis, verliert seinen Schrecken. In die Trauer, in den Tod bricht Hoffnung ein – da bricht Ostern an, mitten im Leben. Auferstehung ereignet sich auch mitten im Leben, in Krisen, in den dunklen Tälern, die wir oftmals durchschreiten müssen.

Welche Bedeutung hat Ostern für Sie?

Harald Wahl: Ostern ist für mich wie atmen, wie eine liebende Umarmung Gottes, und die Engel singen dazu. Wie eine himmlische Injektion des Lebens. Ostern ist Leben – im Himmel und auf Erden. Karfreitag – das ist die Welt, wie sie ist. Ostern – das ist die Welt, so wie sie sein könnte! 

Henriette Quapp-Wahl: Wir feiern in Frankenau immer die liturgische Osternacht. Mitten in der Dunkelheit treffen wir uns, und alle die mitfeiern, erleben, wie es hell wird, wie das Licht Gottes die Finsternis erhellt. Wenn wir dann in diese Morgendämmerung die Kerzen anzünden und in diese Grabesstille hinein singen „Christ ist erstanden …“ dann ereignet sich die Auferstehung, dann ist Ostern. Dann bricht sich die Osterfreude ihre Bahn – und die beiden schönsten Osterlieder „Wir wollen alle fröhlich sein“ und das afrikanische „Er ist erstanden! Halleluja!“ macht meine Seele und die Herzen frei und fröhlich.

Stichwort Mitgliederschwund: Haben Sie die Hoffnung, dass sich die Menschen in diesen komplex-schwierigen Zeiten wieder verstärkt der Kirche zuwenden?

Harald Wahl: Es heißt ja: „Not lehrt beten!“ Ich würde es allen Menschen von Herzen wünschen, dass sie nicht irre werden an Krieg, Klimakatastrophen und auch persönlichem Leid, sondern in Gott eine Quelle des Lebens, der Freude und der Hoffnung für sich finden. Und auch eine Gemeinschaft mit anderen Menschen, die sie trägt.

Wie wird Ostern in Ihrer Kirchengemeinde gefeiert?

Henriette Quapp-Wahl: Wir feiern Ostern mit ganz unterschiedlichen Formaten. Mit den Kindern haben wir einen Kinderkreuzweg gefeiert, wo all das Leid, das auch die Kinder erleben, benannt und auf Zetteln ans Kreuz geheftet wird. Außerdem haben wir mit der Evangelischen Kindertagesstätte einen lebendigen Gottesdienst zum Palmsonntag gefeiert: Jesus zieht in Jerusalem ein. Alle freuen sich und wedeln mit Palmzweigen, denn Jesus kommt in mein Leben. Diese Gottesdienste sind sehr gut angenommen worden. An Ostermontag wollten wir mit dem Kinderchor und dem Kindergarten einen fröhlichen Familiengottesdienst feiern – den haben wir auf Pfingstmontag verschoben, weil so viele im Urlaub sind.

Harald Wahl: Unsere Jugendlichen haben auch einen Gottesdienst mit eigenen Texten und Gebeten zum Abendmahl und Palmsonntag gestaltet. Zu sehen, wie der Glaube bei den jungen Menschen, die bald konfirmiert werden, wächst und reift, das allein ist österliche Freude!

Henriette Quapp-Wahl: An Karfreitag hat der Kirchenchor den meditativen Gottesdienst mitgestaltet, an Ostern feiern wir nach Corona zum ersten Mal wieder die Osternacht mit anschließendem Osterfrühstück, das ist immer einer der Höhepunkte des Jahres. Mal sehen, wieviele da jetzt nach Corona kommen (lacht). In der Corona-Zeit haben wir diesen Gottesdienst in Dorfitter aufgenommen und online gestellt. Inzwischen ist er fast 1300 Mal angeklickt worden. Das hat mich doch überrascht und bewegt. Und an Ostern freue ich mich auf die Posaunen, Blechbläser gehören für mich zu dieser Freudenfeier unbedingt dazu.

Das Abendmahl spielt eine besondere Rolle. Wie wird es bei Ihnen zelebriert?

Harald Wahl: Im Kirchspiel Obernburg-Itter feiern wir in jedem der drei Orte abwechselnd Abendmahl sowohl mit Einzelkelchen als auch mit Gemeinschaftskelch. Und selbstverständlich feierten wir die Einsetzung des Abendmahls an Gründonnerstag mit einem feierlichen Gottesdienst.

Henriette Quapp-Wahl: In der Osterzeit bereiten wir auch das Abendmahl der Konfirmanden vor, die an ihrer Konfirmation erstmals mit ihren Familien und den Gemeinden feiern. Das ist ein ganz besonderer und feierlicher Moment der Gemeinschaft und mit Gott. Mir ist ganz wichtig, dass die Jugendlichen und alle, die feiern, etwas von der Vergebung der Sünden und der Gemeinschaft mit Jesus erleben können. Etwas Heiliges, ein Gefühl für das Sakrament.

Welchen besonderen Wunsch haben Sie über Ostern hinaus?

Harald Wahl: Jesus hat immer, wenn er in ein Dorf oder in ein Haus gekommen ist, den Friedensgruß gesprochen: „Friede sei mit dir!“ Auch der Auferstandene hat so seine verängstigten Jünger gegrüßt, die sich vor Verfolgung und Hinrichtung fürchteten. Ich wünsche mir, dass dieser Friede Gottes in unsere Herzen einzieht, auch in die Herzen der Menschen und Mächtigen, die wissentlich und willentlich Böses tun. Dafür bete ich täglich! Umkehr ist Auferstehung.

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Pfarramt Frankenau und Pfarramt Obernburg-Itter

Pfarrerin Henriette Quapp-Wahl & Pfarrer Harald Wahl

Rieschstr. 12
35110 Frankenau
Tel.: 0 64 55 - 238
Fax: 0 64 55 - 72 87
Mail: pfarramt.frankenau@ekkw.de  

Kirchenbüro Vöhl-Waldeck

Susanne Jäger (Assistentin)

Burgstraße 9
34516 Vöhl-Obernburg
Tel.: 05631 502769
Fax: 05631 61905
Mail: kirchenbuero.voehl-waldeck@ekkw.de
Das Kirchenbüro ist in der Regel an Werktagen vormittags besetzt.

 

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35110 Frankenau
Tel. 06455-8031
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