...sagte der Ortsvorsteher mit einem gelassenen Lächeln, jetzt gehören wir wieder zu Frankenau!“
Der Ortsvorsteher hat dann genau nachgerechnet: Bevor in den Dörfern eigene Gotteshäuser gebaut wurden und alle Orte zur Quernst pilgerten, wo sie auch ihre Toten begruben, gab es nur eine einzige Kirche – eben die Kirche auf der Quernst. Als in Frankenau die erste Ortskirche errichtet wurde, gehörte Altenlotheim kirchlich zu Frankenau, für rund 150 Jahre von der Reformation bis 1665. Danach wurde Altenlotheim in das Kirchspiel Kirchlotheim eingegliedert, blieb aber eine eigenständige Kirchengemeinde – bis auf den heutigen Tag. „Nach 359 Jahren ist jetzt Schluß“, sagte der Ortsvorsteher mit einem gelassenen Lächeln, jetzt gehören wir wieder zu Frankenau!“
Zum großen Vergnügen der Gemeinde zitierte er dann aus der Festschrift „1254 – 2004. 750 Jahre Altenlotheim“ von 2004, Seite 59 – 61. Den Abschnitt unter der Rubrik „Die kirchlichen Verhältnisse“ wollen wir aus dem Anlaß des abermaligen Zusammenschlusses in Auszügen wiedergeben:
„Über die kirchlichen Verhältnisse in Altenlotheim gibt besonders das Pfarrsalbuch des Pfarrers Neumann von Kirchlotheim (um 1720 niedergeschrieben), aber auch die Kirchenchronik des Pfarrers Bingmann (um 1860) recht informative Auskunft. Danach gehörte Altenlotheim im ‚Papsttum‘ … zur Quernstkirche. …
Mit der Reformation 1517 wurde die Quernstkirche aufgegeben und die Gottesdienste nach Frankenau verlegt. Altenlotheim wurde damit ein Filial der Frankenauer Kirche. Die Quernstkirche verfiel langsam, aber sicher und wurde zuletzt als Steinbruch genutzt. Nach einem langwierigen Prozess zwischen der Stadt Frankenau und dem Fiskus über die Besitzverhältnisse, wurde der Friedhof und das Gelände um die Kirche mit Fichten aufgeforstet. Die Kirchenruine und ihre Geschichte versank im Waldesdunkel, bis das Sturmtief ‚Wiebke‘ 1990 die hundertjährigen Fichten abknickte und ein Bild der Verwüstung hinterließ. …
Die alten Bindungen Altenlotheims an die Quernstkiche und die Kirche zu Frankenau wurden 1665 durch einen Streit der Geistlichen abgebrochen. Pfarrer Neumann berichtet darüber folgendes:
‚Als der Frankenauer Pfarrer Conrad Hüttenius verstorben war, wollten Ihre hochfürstliche Durchlaucht Landgraf George, daß in währender Vacanz auf Alternatim einer von den darmstädtischen zu Altenlotheim predigen sollte, damit auf dem Filial Altenlotheim nichts versäumt würde. Solches wollte der (hessen-kasselsche) Pfarrer Staude zu Viermünden nicht zugestehen, schloß die Kirche ab und nahm den Schlüssel mit.
Dieses nahm Landgraf George ganz ungnädig und ruht nicht ehender, bis Altenlotheim ganz von Frankenau abgenommen worden und wurde zum allernächsten Herr Pfarrer Cuelius bei Kirchlotheim gegeben. Die Bestallung aber ist bei der Pfarre Frankenau belassen worden …‘ Allein die Pfründe blieb aus oder wurde teilweise gezahlt und stand 1723 zu Neumanns Zeit noch immer offen.
Altenlotheim ist seit 1665 als selbständiges Kirchspiel mit Kirchlotheim ‚äqualiter uniert‘. Es hat einen eigenen Kirchenvorstand, einen eigenen Kirchenkasten und separate Kirchenbücher, die jedoch vom gemeinsamen Pfarrer geführt werden“. Soweit der Bericht aus der Chronik, die alle mit großem Interesse hörten und an die Heiko Backhaus anläßlich des Zusammenschlußes der auch weiterhin eigenständigen Kirchengemeinden noch einmal erinnert hat. Danke, dem Herrn Quernst-Glöckner!