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Von links nach rechts: Stadtkirche Frankenau, Quernstkapelle, Hugenottenkirche Louisendorf, Dorfkirche in Allendorf/Hardtberg,
Kirche in Obernburg, Bergkirche in Talitter, St.-Bartholomäus.-Kirche in Dorfitter

„Schlaflos in Seattle …!“
Quernstkapelle

„Schlaflos in Seattle …!“

oder:
Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch!“ 1. Petrus 5, 7

(Losung für den 15. Sonntag nach Trinitatis)

Quernst-Gottesdienst 8. September 2024 – 15. Sonntag nach Trinitatis um 11 Uhr im Nationalpark-Kellerwald-Edersee mit der Bläsergruppe "Die Neuen Alten"

Im folgenden die versprochene Predigt von Pfarrer Harald Wahl:

Um die Predigt zu lesen, klicken sie bitte auf den "Weiter lesen" Link!

Der Friede Gottes sei mit euch allen!
Amen.

Liebe Gemeinde,

Wir alle kennen das: nicht … „Schlaflos in Seattle“, wie die romantische Komödie mit Tom Hanks und Meg Ryan aus den 90er Jahren heißt, sondern … - schlaflos im Bett!

Erst kreisen die Gedanken, schwirren wie ungeliebte Gäste durch Herz und Hirn, und dann kreisen wir, von einer Seite auf die andere. Tagsüber geht das besser, im Licht, bei Tag, da kann uns der Alltag und die vielen Aufgaben ablenken, da ist äußeres Leben – aber nachts ist´s dunkel und stille. Da geht’s los: Schlaflos im Bett!

Schon Petrus, der Apostel, hat ein berühmtes Wort geprägt, denn unsere menschlichen Sorgen, die uns nicht schlafen lassen, sind ja nicht neu: die Sorgen um die Familie, die Arbeit, den Frieden in der Familie, im Dorf, in der Nachbarschaft sind immer und überall. Petrus schreibt: „Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch!“

Auf den Spuren des Apostels hat schon vor fast 100 Jahren der Amerikaner Dale Carnegie seinen Weltbestseller geschrieben, der noch heute viel verkauft wird, gerade in Deutschland: „Sorge dich nicht – lebe!“ heißt das Buch. Leichter gesagt als getan.

Die Sorge ist allen Menschen zu allen Zeiten vertraut: Wir haben gerade Besuch aus Südafrika. Zur Stunde sind sie in Berlin, heute Nachmittag kommen sie nach Frankenau für acht Tage wohnen sie bei uns und werden am kommenden Sonntag beim Kreisposaunenfest feierlich verabschiedet. Wenn die erzählen: Aids, Alkoholismus und zerrüttete Familien, Alleinerziehende Mütter – und bei den Jugendlichen 40% Arbeitslosigkeit mit allen Konsequenzen, die ich gar nicht aussprechen möchte. Das sind Sorgen … Ein erstes: Sorgen ehrlich teilen, das hilft. Doch dazu später.

Unsere Sorgen kennen wir alle, persönlich, wie gesellschaftlich wie kirchlich – die drücken auch, mächtig in dieser Welt!

Sorgen um die Zukunft, um unsere Gesundheit, um unsere Lieben – sie sind allgegenwärtig in unserem Leben. Das ist nicht neu – das war schon zu Jesu Zeiten so. Darum finden wir in der Bibel immer wieder die Aufforderung: „Sorget euch nicht!“ 

Diese Aufforderung Jesu und der Apostel begegnet uns oftmals im Neuen Testament. Doch wie können wir in einer Welt voller Unsicherheiten und Bedrohungen wirklich sorglos leben? Oder vorsichtiger formuliert: mit den Sorgen so umgehen, daß sie uns nicht zerfressen, daß wir sie loslassen können! Das sie uns nicht quälen oder gar beherrschen?

1. Die Quelle unserer Sorgen

Martin Heidegger, Existentialphilosoph aus Freiburg, hat die Sorge als zum menschlichen Wesen untrennbar zugehörig beschrieben. Wir Menschen können also die Sorge nie ganz loswerden, aber mit ihr umgehen. Er unterscheidet, das wissen wir alle, aber der schlaue Bursche hat das noch einmal wiederholt und hübsch formuliert, die Selbstsorge, um meine Krankheit, meine Einsamkeit, meine Arbeitslosigkeit etc. und dann die Fürsorge, die aus der Liebe zum Nächsten entsteht.

Auch Jesus widmet in der Bergpredigt einen ganzen kleinen Abschnitt der Sorge, den wir schon als Schriftlesung für den heutigen Sonntag gehört haben: „Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen oder trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr als sie?“ (Mt 6,25-26).

Jesus erinnert uns daran, daß Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erden, auch mein Schöpfer ist. Und wenn er sich um die Vögel des Himmels kümmert, dann wird er sich auch um seine Kinder kümmern und mit allem ver-sorgen, was wir zum Leben nötig haben.

2. Vertrauen statt Sorge

Die andere Seite der Münze, die wir Sorge nennen, ist das Vertrauen. Dieses Vertrauen fällt uns oft schwer, besonders wenn die Umstände dunkel und ungewiß sind. Aber gerade in diesen Momenten ruft uns Gott auf, ihm zu vertrauen. Und jetzt kommt Petrus und die Losung für den heutigen Sonntag ins Spiel, denn sein Gedanke wurzelt in diesem Gottvertrauen. „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch“ (1. Petrus 5,7).

Am vergangenen Sonntag haben wir zurückgeblickt: Vor 85 Jahren auf den Tag genau ist der 2. Weltkrieg ausgebrochen. Mitten in diesem bösen Krieg dichtet der fromme Arno Pötzsch 1941 ein Lied (EG 533,1): „Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.“ Welche Hoffnung, welche Zuversicht, welches Gottvertrauen!

Genau das meint Petrus: „ … denn ER sorgt für euch!“ Dieses Versprechen ist kraftvoll und tief. Es fordert uns heraus, unsere Sorgen, unsere Ängste und unsere Unsicherheiten wirklich Gott zu übergeben. Das bedeutet nicht, daß wir verantwortungslos leben oder unsere Pflichten vernachlässigen sollen. Aber es bedeutet, daß wir die Last des Lebens nicht alleine tragen müssen.

Gott lädt uns ein, unsere Sorgen bei ihm abzuladen. Er, der Schöpfer des Himmels und der Erde, der uns kennt und liebt, ist mehr als fähig, sich um die Dinge zu kümmern, die uns belasten. Unser Job ist es, ihm zu vertrauen und die Sorge auch loszulassen – in der Gewißheit, daß wir eben nicht tiefer fallen können als in Gottes Hand!

Gottvertrauen ist die Schutzimpfung gegen die Sorge, die uns quält und zu zerfressen droht!

3. Die Kraft des Gebets

Ein praktischer Weg, unsere Sorgen auf Gott zu werfen, ist das Gebet. In Philipper 4, 6-7 schreibt Paulus, der Kollege von Petrus: „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen laßt eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.“

Das Gebet ist nicht nur eine Möglichkeit, unsere Anliegen vor Gott zu bringen, sondern auch ein Weg, inneren Frieden zu finden. Wenn wir beten, verbinden wir uns mit Gott und erinnern uns daran, daß er da ist und uns hört – und in Jesus alles menschliche Leid auch kennt. Dieser Friede, den Gott uns schenkt, ist ein Friede, der unser Herz und unseren Verstand schützt, selbst inmitten von Elend und Leid.

Mit jedem Gebet, mit jedem Lobgesang wächst dieses Gottvertrauen und schwindet die Sorge! Wir müssen es nur tun. Auch der Weg zu Gott beginnt mit dem ersten Schritt!

4. Die Gemeinschaft als Stütze

Und noch eines: Wir sind nicht alleine auf dieser Reise. Gott hat uns eine Gemeinschaft geschenkt – die Gemeinde, unsere Familien, Arbeitskollegen und Freunde, Menschen, die wir lieben, denen wir vertrauen – die uns unterstützen und tragen soll. In Zeiten der Sorge ist es wichtig, sich gegenseitig zu ermutigen, einander zu tragen und zu beten. Jakobus ermutigt uns (5,16): „Bekennt einander die Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ 

Gemeinschaft ist ein Geschenk Gottes. Sie hilft uns, in Zeiten der Sorge nicht zu verzweifeln, sondern gemeinsam im Glauben zu wachsen und Gottes Fürsorge zu erfahren. Füreinander da sein, nimmt die Angst und nimmt die Sorge.

Ein Beispiel: In der Gemeinde habe ich gelernt, Händchen zu halten. Wenn ich am Krankenbett im Krankenhaus oder im Schlafzimmer am Krankenbett war, waren es besonders die Frauen, die intuitiv nach meiner Hand griffen, und sie gar nicht mehr loslassen wollten. Wenn wir in schweren Zeiten einander die Hände halten, den andern nicht fallen lassen, dann ist das mehr als tausend Worte: da sein, schweigen, zuversichtlich lächeln, Händchen halten, ein Liedchen singen, einen Psalm beten, bei Kindern die Kinderbibel oder ein Buch vorlesen – sie alle haben das erlebt, sie wissen, was ich meine. Das Vertreibt die Sorgen, weil die Liebe, die darin zum Ausdruck kommt, stärker ist als der Tod.

5. Gott gab uns Atem, damit wir leben

Es gibt viele geistliche Wege, Übungen, die Sorgen auf Gott zu werfen: Wir können den Weg hier hoch auf die Quernst als Meditation begreifen. Einatmen: Gott schenkt mir Atem … Ausatmen: damit ich lebe! … bei jedem Schritt. Die atmenden Buchen spüren, sich selbst spüren, der Sauerstoff macht Lunge und Herz und Hirn frei  … Vertreibt die Sorgen!

Unendlich viele Techniken: auch meditative Gebete, immer wieder - immer wieder: das bekannteste ist der Rosenkranz, immer wieder. Vieles haben wir vergessen oder verlernt und so veröden wir geistlich und sorgen uns immer mehr, weil in all diesem Singen und Beten im Beichten und Bekennen, all das ist ja genau der Akt des Gottvertrauens, des Werfens auf ihn – genau das muß ja erst eingeübt und praktiziert werden. Und wenn wir es nicht tun, kann auch nichts wachsen und gelingen.

Noch ein Beispiel, das mich tief beeindruckt hat: Hier ist einer, der offensichtlich weiß, wie es geht. Mein Lieblingsbundeskanzler ist nach schweren Tagen oder noch schwereren Entscheidungen spät abends und sogar nachts immer in sein Musikzimmer gegangen, hat sich an seinen Flügel gesetzt und Johann Sebastian Bach gespielt – himmlische, göttliche Musik, dann ist seine Seele weit geworden, hat sich mit seinem Erlöser verbunden, und der sonst nüchterne Hanseat hat gemerkt, wie selbst die großen Sorgen eines Bundeskanzlers bei Gott in den himmlischen Tönen von Bach, die Seele weit macht … ihn erleichtert, Frieden für die Nacht schenkt. Mehr geht nicht: alle eure Sorgen werft auf ihn! 

6. Martin Heidegger

Zurück zum Philosophen: Für Martin Heidegger hängt der Ursprung der Angst und der Sorge mit der Endlichkeit unserer Existenz zusammen, mit unserem Bewußtsein und Wissen um den Tod, der uns quält, nicht nur bei jeder schweren Erkrankung als Sorge um mein eigenes Leben, und bei jeder schweren Erkrankung eines Lieben, als Nächstenliebe und Sorge – immer. Doch das ist ein anderes Thema, das wir reichlich am Totensonntag, an Gründonnerstag, Karfreitag und an den Ostertagen traktieren – und bei jeder christlichen Beerdigung.

Liebe Gemeinde!

Good news! … Wir können mit der Sorge und der Angst leben. Wir müssen es nur üben, immer wieder neu unsere Sorgen auf Gott zu werfen.

Laßt uns im Vertrauen auf ihn leben, der unser Leben in seinen Händen hält. Laßt uns die Last der Sorgen ablegen und den Frieden empfangen, den nur er uns schenken kann.

Wenn wir uns entscheiden, unsere Sorgen bei Gott zu lassen, werden wir frei, unser Leben in Freude und Zuversicht zu leben. Denn er sorgt für uns – gestern, heute und in Ewigkeit. Das ist gewißlich wahr!

Amen.

[Kappe Südafrika auf!]

Nachwort: Unsere afrikanischen Freunde haben eine ganz eigene Technik, mit der Sorge umzugehen, das können Sie alle heute in einer Woche erleben. Sie singen mit einer Macht und einer Hingabe und Freude und Tanzen dabei, daß Gott im Himmel unter ihnen auf Erden ist – da, … zum Greifen nah, mitten unter uns. Und sie sagen, ohne diesen Gesang, ohne diesen Gottesdienst und die Gemeinschaft, ohne dieses Gottvertrauen, ohne diese intonierte und inkorporierte Gottesfreude, können sie gar nicht leben, würden von den großen Sorgen ihres Alltags erdrückt! Wer das erlebt, glaubt das und zweifelt nicht!

Am kommenden Sonntag können sie alle das erleben. Dann werden die fünf Delegierten aus Borwa I, Südafrika verabschiedet: Sonntag, 15. September, 11.30 Uhr Kellerwaldhalle Frankenau – mit Essen und Trinken, Kaffee und Kuchen. Ich zähl auf euch! Amen.

Und der Friede Gottes, welche höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus. Jesus. Amen.

Pfarramt Frankenau und Pfarramt Obernburg-Itter

Pfarrerin Henriette Quapp-Wahl & Pfarrer Harald Wahl

Rieschstr. 12
35110 Frankenau
Tel.: 0 64 55 - 238
Fax: 0 64 55 - 72 87
Mail: pfarramt.frankenau@ekkw.de  

Kirchenbüro Vöhl-Waldeck

Susanne Jäger (Assistentin)

Burgstraße 9
34516 Vöhl-Obernburg
Tel.: 05631 502769
Fax: 05631 61905
Mail: kirchenbuero.voehl-waldeck@ekkw.de
Das Kirchenbüro ist in der Regel an Werktagen vormittags besetzt.

 

Kindertagesstätte

Ev. Kindertagesstätte Frankenau

Ederstr.2
35110 Frankenau
Tel. 06455-8031
Mail: ev.kita.frankenau@ekkw.de

Ansprechpartner

Leiterin der Eichrichtung: 
Frau Aldona Schmidt 

Abwesenheitsvertretungen: 
Frau Daniela Caspar
Frau Elena Nickling

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