Bis ins 19. Jahrhundert war der Grenzbegang für alle Dorfbewohner eine wichtige Tradition
Zugezogene und Beigefreite galten erst nach einem vollzogenen Grenzbegang als Mitglieder der Dorfgemeinschaft, berichtete Ortsvorsteher Thomas Kalhöfer. Bei strahlendem Sommerwetter machten sich viele Wanderer auch mit Kindern auf den Weg.
Nach dem Mittagessen am DGH in Obernburg fand der Gottesdienst passend zum Thema „Auf der Grenze“ statt. Pfarrer Harald Wahl predigte über die Bedeutung von Grenzen in physischer, historischer, kultureller und religiöser Hinsicht. Beim Grenzbegang macht sich das wandernde Gottesvolk mit seinen Nachbarn auf den Weg, um sich seiner kulturellen und wirtschaftlichen Identität zu vergewissern, sich zu begegnen: „Geh aus mein Herz und suche Freud!“ Und auch in kultureller und religiöser Hinsicht stiften Grenzen Leben. Wie die volkstümlich abgewandelte Goldene Regel von Jesus (Mt 7,12) zeigt: „Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem andern zu!“ Sie schenkt dem anderen Freiheit und gewährt darin die eigene. Ein ungeschriebener Vertrag auf gegenseitigen Respekt und Würde.
„Möge die Straße uns zusammenführen“ sang die gut gelaunte Gemeinde zum Ausgang. Danach durften alle bei köstlichen Torten und Kaffee und guten Gesprächen den sonnigen Sonntag genießen.